Gründerzeit Wohnhaus

Die Aufgabe umfasste die Sanierung und den Umbau eines denkmalgeschützen Gründerzeitwohnhauses aus dem 19. Jahrhundert in Bremen. Die Anzahl der Wohneinheiten wurde von zwei auf vier mit zusätzlicher Einliegerwohnung geändert. Auf Wunsch der Bauherren sollte auf die Historie Rücksicht genommen und gleichzeitig mit modernen Elementen die Spannung im Gebäude erhöht werden.

Strukturelle Änderungen

Das Gebäude hat seit der Errichtung immer wieder Änderungen, Umbauten und Erweiterungen erfahren. Diese Maßnahmen wurden in großen zeitlichen Abständen mit verschiedenen Materialien ausgeführt. In der Gebäudestruktur zeigen sich unterschiedlichste Wandstärken und gravierende Versprünge in Decken, Böden und Wänden. Diese Situation erforderte eine aufwändige Bauaufnahme, ein hohes Maß an Detailplanung, sowie eine sorgfältige Auswahl der zu verwendenden Materialien.

Die vorhandenen vier Etagen wurden vor der Baumaßnahme nur teilweise genutzt. Entsprechend variierte die Intensität der Eingriffe und Maßnahmen in den unterschiedlichen Etagen stark. Der Keller und das Dachgeschoss wurden komplett überarbeitet. Deckenhöhen von zum Teil über 2,7 m ermöglichten in diesen Bereichen eine Umwandlung zu hochwertigem Wohnraum mit entsprechender Wertsteigerung der Immobilie.

Das Dachgeschoss wurde komplett entkernt und die nachträglich errichtete Gaube zur Straßenseite entsprechend dem historischen Vorbild von 1870 zurück gebaut, durch Dachflächenfenster ersetzt und eine neue Gaube mit Blick auf den Garten errichtet. Entsprechend dem neu geschaffenen Wohnstandard wurde das Bad und die Küche inklusive Haustechnik neu erstellt.

Im Obergeschoss waren nur geringe Eingriffe notwendig, da hier die neue und alte Nutzung identisch sind.

Das Erdgeschoss ist neu organisiert und altersgerecht umgebaut. Durch neue Öffnungen und das Verschließen von alten Türen konnte eine offenere Raumstruktur mit direkter Verbindung der Räume erreicht werden. Alle Böden wurden erneuert und auf ein einheitliches Etagenniveau gehoben. Das ehemals nur über Stufen erreichbare Badezimmer konnte erweitert und barrierefrei entsprechend der KFW Fördermittel ausgebildet werden.

Eine über einen separaten Eingang verfügende neue Wohneinheit und eine dem Erdgeschoss angegliederte Einliegerwohnung sind im Untergeschoss verwirklicht. Hierzu musste stark in die bestehende bauliche Struktur eingegriffen werden. Eine neue Eingangsmöglichkeit wurde über den alten Öltankraum geschaffen und die Etage entlang der Treppe geteilt. Zwei neue Bäder und Küchen erlauben die vollwertige Wohnutzung.

Denkmalschutz

Zu den strukturellen Änderungen des Gebäudes gab es auch mehrere ausschließlich das Erscheinungsbild erhaltende oder verbessernde Maßnahmen. Die Fassade wurde aufwändig saniert und ein besonderer Fokus auf dem Eingangsbereich gelegt. Der Plattenbelag des Eingangs wurde aufgenommen, gereinigt, defekte Platten entfernt, mit neuen Platten ergänzt und neu verlegt. Die gemauerte Eingangstreppe ist entsprechend dem ursprünglichen Bestand durch Sandsteinstufen neu aufgebaut. Alle Maßnahmen, strukturellen Änderungen und Materialien wurden schon in der Planungsphase mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt und durch dieses bezuschusst.

Energetische Sanierung

Selbstverständlich war es im Interesse der Bauherren das Objekt ebenfalls energetisch zu optimieren. Die Gebäudestruktur mit vielen Versprüngen, der Denkmalschutz sowie die vorhandenen Materialwechsel und Bauteilübergänge erforderten eine genaue Betrachtung der Situation. Das Energiekonzept fokussiert aus Gründen der Wirtschaftlichkeit auf die energetische Sanierung der Fenster, des Dachs und der Heizanlage. Auf die Dämmung der Außenwände wurde verzichtet. Alle Fenster innerhalb der Wohneinheiten sind erneuert. Dachflächenfenster und die Dämmung aller Dachelemente bremsen den Verlust von Wärme im Winter und das Eindringen der Außentemperaturen im Sommer. Es kommt ein Gas-Brennwertkessel zum Einsatz.  Alle Zu- und Ablaufleitungen der Wohnungen sind getauscht. Durch eine spezielle Detailplanung konnten die alten Gussheizkörper im Erdgeschoss in die neue Anlage und die Heizungsverteilung integriert werden.

Behutsame Eingriffe in der sensiblen und geschützten Bausubstanz bei gleichzeitig intensiven Änderungen an nicht erhaltenswerten Gebäudebereichen verstärken das spannungsvolle Gegenüber von historischen und neuen Elementen und unterstreichen das architektonische Konzept.

 

Standort

  • Bremen

Leistungsphase

  • 1-8

Bearbeitungszeitraum

  • 2010-2013

Fläche

  • 363 qm

Auftraggeber

  • privat

Typ

  • Mehrfamilienhaus denkmalgeschützt
  • Umbau Sanierung

Status

  • abgeschlossen