Aufgabe ist das alte Schulhaus zu einem modern interpretierten Rathaus einer neuen Nutzung zuzuführen. Der teilweise vorhandene Denkmalschutz und die geschichtsträchtige Umgebung bilden dabei den Rahmen. Um diesen Bedingungen Rechnung zu tragen, die Bauzeit zu optimieren und Ressourcen zu schonen, sollte dieses Ziel mit möglichst geringen Eingriffen in die Gebäudesubstanz erreicht werden.
Der Erhalt des denkmalgeschützten Sockels, der grundsätzlichen Tragstruktur, des alten Treppenhauses und verschiedenen historischen Innenraumdetails sichert die Wiedererkennbarkeit und die Identität. Die Aufstockung bleibt erhalten. Durch eine begrenzte Änderung des Daches vom Pult- zum asymmetrischen Satteldach erhält das Gebäude eine zeitgemäße Kubatur ohne Volumen zu verlieren. Die Aufstockung wird durch die neue Schindelfassade harmonisch eingebunden. Diese „natürliche Haut“ dient als regionaltypischer und nachhaltiger Blickfang und verleiht dem Bestandsgebäude eine rückbaubare und moderne Hülle. Der Zustand des südlichen Gebäudeflügels lässt einen Abbruch sinnvoll erscheinen. Diese Maßnahme schafft Platz für einen neuen, kleineren Anbau und öffnet gleichzeitig den Innenhof nach Süden um Licht in den äusseren Vorbereich der neuen Erschliessung und die anliegenden Gebäudeteile zu bringen.
Der neue Haupteingang auf der bisherigen Rückseite bildet die infrastrukturelle Anbindung. Der alte Eingang bleibt im Ensemble erhalten. Beide Zugänge ermöglichen eine gute und angemessene Verflechtung mit dem Stadtgefüge. Die deutliche Änderung der Erschließung und der inneren Verkehrswege ermöglicht eine bessere Nutzung des Gebäudes als Verwaltungsbau. Der offen gestaltete Grundriss mit Küche im Erdgeschoss kann auch als Bürgerforum genutzt werden. Durch Vernissagen, Veranstaltungen, Vorträge, Empfänge u.a. wird dieser Bereich unabhängig von Behördengängen bedeutsam und vernetzt die engagierten Bürger. Es entsteht ein Open Rathaus mit halböffentlicher Umgebung im EG in der sich auch der Empfang und das Bürgerbüro befinden. Die Gebäudeorganisation erlaubt eine Nutzung dieser Fläche in den Abendstunden und am Wochenende, da er unabhängige Zugänge und eine unabhängige Infrastruktur besitzt. Im Aussenbereich wird diese Atmosphäre durch die Möglichkeit zur Erweiterung dieser halböffentlichen Fläche in der warmen Jahreszeit unterstützt. Das Obergeschoss und das Dachgeschoss sind der Verwaltung vorbehalten und werden von den Bürgern nur mit Termin genutzt. Die Büros werden teilweise an die Aussenwände in die bisherigen Schulgänge verlegt. In dem weniger belichteten Gebäudekern befinden sich die neuen Verkehrsflächen, die gleichzeitig als offene Kontaktflächen dienen. Die Skalierbarkeit der Arbeitsräume ist im vorgestellten Konzept möglich. Die vorliegende Grundrissvariante fasst Arbeitsplätze teilweise zusammen. Sollte es notwendig oder gewünscht sein, ist es auch möglich mehr Einzelbüros oder noch größere Einheiten zu schaffen. Zusätzliche Flächen sind im oberen Stockwerk des neuen Anbaus vorgesehen. Auf der Fläche der aktuell erhaltenen Sporthalle kann das Rathaus zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Neubau weiter entwickelt werden.
Für die Heizung/ Kühlung erscheint eine Wärmepumpe in Kombination mit einer PV-Anlage sinnvoll. Die nahe Alb könnte als Wärmequelle genutzt werden. Das Flusswasser fließt auf beiden Seiten des Gebäudes und wurde auch in der Vergangenheit als Energiequelle genutzt. Die geplante und dachintegrierte PV-Anlage ergänzt diese Energieerzeugung ideal.
Der Aussenraum auf der Klosterseite bleibt erhalten. Die Asphaltfläche auf der Westseite wird aufgebrochen und neu gestaltet. Parkplätze entstehen vor der Sporthalle. Die Freiflächen werden durch Bereiche für Freizeitaktivitäten ergänzt, die auch ausserhalb der Geschäftszeiten zum Verweilen einladen.
Im öffentlichen Raum setzt der Entwurf für das neue „Open Rathaus“ zusammen mit der Klosterscheuer den finalen Attraktor für die Raumfolge Therme – Kurpark – Kloster und wertet diesen gestalterisch und funktional auf.