Haus W
Umbau einer Doppelhaushälfte in Karlsruhe
2. Platz Modernisierungspreis 2015 Baden Württemberg Haus & Grund
Die Bauaufgabe umfasste die Erweiterung und Sanierung einer Doppelhaushälfte aus den fünfziger Jahren. Kleinteilige Räume mit geringer Deckenhöhe ohne klare Ausrichtung prägten das Raumgefühl des Bestands auf allen Ebenen.
Zu Beginn des Projekts stand der Wunsch der Bauherrenschaft nach großzügigen, offenen und natürlich belichteten Räumen. Das daraus erarbeitete Konzept sieht eine klare räumliche Entwicklung hin zu dem privaten Außenraum vor. Der vorherrschende kleinteilige Grundriss der 50er Jahre wurde aufgebrochen und im Westen durch einen eingeschobenen Baukörper räumlich ergänzt. Dieser Baukörper richtet die Räume eindeutig aus und öffnet das Gebäude vertikal zum Grünraum. Die Räume staffeln sich straßenseitig über die bestehenden kleinteiligen Zimmer hin zu den großzügigen Wohnräumen, welche sich übergangslos in den Grünraum öffnen. Im EG Wohnbereich wird mit über fünf Metern Raumhöhe die Verflechtung der unterschiedlichen Ebenen sichtbar. Durch das visuelle Überschneiden der Sichtbetondecken im Luftraum wird dies verstärkt. In diesem Raumkontinuum bildet der Außenraum den starken Bezug und bildet den Abschluss.
Die innere Organisation entspricht der Gebäudestaffelung und differenziert zwischen privaten und gemeinschaftlichen Lebensbereichen. Der Grundriss lässt eine Vielzahl von räumlichen Verknüpfungen in horizontaler und vertikaler Richtung zu.
Zusammen mit den Bauherren wurde entschieden die Übergänge der Baustruktur nicht zu verstecken. Der eingeschobene neue Baukörper zeigt sich im Innenraum. Um an Raumhöhe zu gewinnen und eine lebendige Struktur zu erhalten wurde im Bereich der Deckenkonstruktion aus den fünfziger Jahren die Verkleidung entfernt und die Betonformsteine direkt verputzt. Die Decke des Anbaus wurde in Sichtbeton ausgeführt, wodurch der Übergang von dem Bestand sehr gut ablesbar ist. Auch im Treppenhaus und in den Fensterformaten der Giebelwand sind Verweise auf das ursprüngliche Baujahr zu finden.
Bei der Auswahl der Baustoffe wurde großer Wert auf nachwachsende und recycelbare Elemente mit regionalem Bezug gelegt. Das WDVS besteht aus verputzten Holzfaserdämmplatten, der Terrassenbelag im EG und DG ist Douglasienholz. Beide Produkte kommen aus dem nahen Schwarzwald. Um lange Abbindezeiten zu vermeiden besteht die Bodenkonstruktion aus gebundenem Blähglasgranulat eines lokalen Herstellers, Trockenestrichelementen (mit Fußbodenheizung) und Parkett. Durch diesen Aufbau konnte die Oberkante des Fertigfußbodens aus dem Bestand trotz Fußbodenheizung erhalten bleiben. Das Raumklima wird durch eine im Mittel drei Zentimeter starke Schicht Reinkalkputz reguliert. Auf den Einbau einer gesteuerten Lüftung wurde verzichtet.
Für die Erwärmung des Gebäudes sorgt eine Geothermieanlage. Der Wärmetausch erfolgt im geschlossenen System über 10 Bohrungen auf dem Grundstück. Die Auslegung der Wärmepumpe wurde auf hohe Auslastung kalkuliert um einen möglichst effizienten Betrieb zu erreichen. Die Zuheizung erfolgt nicht wie üblich über den Elektroanschluss sondern über das vorhandene Gas mit einem höheren Wirkungsgrad.
Durch den neuen Anbau hat sich die Gebäudetiefe stark erhöht. Der Aufbruch der Zwischendecke im EG und die Erweiterung der Fensterflächen zur Straße stellen die natürliche Belichtung im Kern des Gebäudes trotzdem sicher. Diese Wirkung wird durch die Faltung der Decke des OG verstärkt. Hierdurch wird der Rahmen der Glasfassade verdeckt, die Fensterfläche vergrößert und es kann auf eine Stütze im OG Fensterbereich verzichtet werden.
Durch die strukturellen Eingriffe in den Bestand und einen reduzierten Anbau konnte die kleinteilige Struktur in ein großzügiges, offenes und lichtdurchflutetes Zweifamilienwohnhaus mit starkem Bezug zum Garten und entsprechend hoher Wohnqualität realisiert werden.
Standort
- Karlsruhe
Leistungsphasen
- 1-8
Bauzeit
- 2013-2014
Fläche
- 280 m²
Auftraggeber
- privat
Typ
- Umbau Sanierung Zweifamilienhaus
Status
- abgeschlossen
Konzept Planung Ausführung
- Lorenz Richardt Architekten PartGmbB